Inhaltsverzeichnis
Es wird sehr theoretisch
Wenn Sie daran interessiert sind, was die Angaben auf Ihrem Kondensator bedeuten, lesen Sie weiter. Wenn Sie mit Ihrem mittlerweile sehr betagten Motor und dem genauso betagten Kondensator in die Sahara oder die Antarktis auswandern wollen, lesen Sie das folgende Kapitel über die alten Bezeichnungen.
Angaben nach DIN VDE 0560/8, gültig bis 01.12.1999
Anwendungsklassen mit 5 Kennbuchstaben
Angaben mit 5 Kennbuchstaben wie z.B. HSFNT haben die Anwendungsklassen von Kondensatoren entsprechend DIN 40040 beschrieben. Diese Angaben sind heute nicht mehr gültig und wurde ersetzt.
Dabei bedeuten:
- Kennbuchstabe: untere Grenztemperatur
- Kennbuchstabe: obere Grenztemperatur
- Kennbuchstabe: zulässige Feuchtigkeitbeanspruchung
- Kennbuchstabe: Ausfallquotient
- Kennbuchstabe: Beanspruchungsdauer
Die Bedeutung der einzelnen Kennbuchstaben wird unten weiter beschrieben.
Zunächst mal die Bedeutung von HSFNT beim Bosch-Kondensator im Bild.
H | untere Grenztemperatur -25° C |
S | obere Grenztemperatur +70° C |
F | Die zulässige mittlere relative Feuchte ist ≤ 75 % im Jahresmittel. An höchstens 30 Tagen im Jahr darf eine mittlere relative Feuchte von 85 % auftreten, mit Spitzen von max. 90 %. |
N | Ausfallquotient 3000 bei 109 Bauelementestunden |
T | Beanspruchungsdauer 10.000 Stunden |
Die Kennbuchstaben
1. Kennbuchstabe: untere Grenztemperatur
E | -65° C | H | -25° C |
F | -55° C | J* | -10°C |
G | -40° C | K* | 0° C |
*: Niedrigste zulässige Transporttemperatur -25° C
2. Kennbuchstabe: obere Grenztemperatur
E | +200° C | P | +85° C |
F | +180° C | Q | +80 °C |
G | +170° C | R | +75° C |
H | +155° C | S | +70° C |
J | +140°C | T | +65° C |
K | +125° C | U | +60° C |
L | +110° C | V | +55° C |
M | +100° C | W | +50° C |
N | +90° C | Y | +40° C |
3. Kennbuchstabe: Grenzen der relativen Luftfeuchte
Höchstwerte Jahresmittel | An 30 Tagen im Jahr andauernd | An 60 Tagen im Jahr andauernd | An den übrigen Tagen gelegentlich | Anmerkungen | |
A | ≤ 100 % | – | – | – | Andauernde Nässe |
C | ≤ 95 % | 100 % | – | 100 % | Betauung |
R | ≤ 90 % | 100 % | – | 95 % | |
D | ≤ 80 % | 100 % | – | 90 % | |
E | ≤ 75 % | 95 % | – | 85 % | seltene und leichte Betauung |
F | ≤ 75 % | 95 % | – | 85 % | keine Betauung |
G | ≤ 65 % | – | 85 % | 75 % | |
H | ≤ 50 % | – | 75 % | 65 % | |
J | ≤ 50 % | ≤ 50 % | ≤ 50 % | ≤ 50 % |
4. Kennbuchstabe: Ausfallquotient
Beschrieben wird mit dem 4. Kennbuchstaben der Ausfallquotient in Ausfällen je 109 Bauelementestunden.
D | 0,1 | N | 3.000 |
E | 0,3 | P | 10.000 |
F | 1 | Q | 30.000 |
G | 3 | R | 100.000 |
H | 10 | S | 300.000 |
J | 30 | T | 1.000.000 |
K | 100 | U | 3.000.000 |
L | 300 | V | 10.000.000 |
M | 1.000 | W | 30.000.000 |
Um es deutlich zu machen: wenn der 4. Kennbuchstabe ein „N“ ist, ist mit 3.000 Ausfällen in 1.000.000.000 Betriebsstunden zu rechnen. Ein Jahr hat 8760 Stunden.
5. Kennbuchstabe: Beanspruchungsdauer in Stunden
Q | 300.000 | U | 3.000 |
R | 100.000 | V | 1.000 |
S | 30.000 | W | 300 |
T | 10.000 |
Angaben nach DIN EN 60252, gültig ab 01.12.1994
Die Angaben sind zum Glück einfacher geworden.
Lebensdauerklassen
Klasse | Stunden |
A | 30.000 h |
B | 10.000 h |
C | 3.000 h |
D | 1.000 h |
Für diese Klassen gilt eine Ausfallrate von < 3 % der Lebenserwartung.
Bei diesen Angaben steht häufig noch eine Spannung dabei, für die die Lebensdauer bzw. Lebensdauerklasse gilt.
Klimaklassen
Die Klimadaten werden jetzt in der Form
Tmin / Tmax / Schärfegrad der feuchten Wärme dargestellt.
Beispiel: 25/85/21
Tmin ist die Mindesttemperatur und Tmax die maximal zulässige Temperatur.
Sicherheitsklassen
Die Sicherheitsklassen beschreiben den Ausfallschutz und die Sicherheit
P0 | ohne Ausfallschutz |
P1 | flamm- und platzsicher |
P2 | flamm- und platzsicher mit Unterbrechung |
Um P2 deutlicher zu machen, hier die Beschreibung von Hydra-Kondensatoren:
Hydra Motorkondensatoren werden mit eingebautem Überdruckabschalter hergestellt. Im Schadensfall dehnt sich das Gehäuse durch Gasbildung und Temperaturanstieg in der Länge aus und unterbricht dadurch die Zuführungsleitung an einer Sollbruchstelle. Der Kondensator wird sicher vom Netz getrennt.
Präzisierung der Sicherheitsklassen in der Neuausgabe der IEC-Norm 60252-1
Weil nichts so bleiben kann, wie es ist, wurde an der Norm EN 60252 geschraubt und die Sicherheitsklassen präziser definiert. Aus P2 wurde jetzt S2.
Selbstheilende Kondensatoren
Auf vielen Kondensatoren ist ein Symbol abgebildet, das an einen Hashtag (Gartenzaun) erinnert. Dieses Symbol bedeutet, dass es sich um einen selbstheilenden Kondensator handelt.
Bei Kondensatoren befindet sich eine Trennschicht (Dielektrikum) aus Kunststofffolie (MKP) oder Papier (MP) zwischen den Elektroden. Hier kann es unter Umständen zu punktuellen Durchschlägen, also Kurzschlüssen kommen. Bei dem Kurzschluss entstehen so hohe Temperaturen, dass sowohl das Dielektrikum als auch der metallische Belag auf der Folie weggebrannt werden. Die Kurzschlussursache brennt sich sozusagen selbst weg.
Bei diesem Selbstheilungseffekt sinkt zwar die Kapazität etwas, was sich aber in der Praxis aber selbst bei sehr viele solcher „Brandstellen“ nicht bemerkbar macht.
Und was bedeutet DB, AB, ED und SD?
Betriebsarten bei Betriebskondensatoren
DB steht für Dauerbetrieb. Das heißt, dass der Kondensator ständig an der Netzspannung bleiben kann. Dies entspricht einer Einschaltdauer ED von 100%. Das ist die typische Betriebsart für Betriebskondensatoren.
AB steht für Aussetzbetrieb. Ohne Zeitangabe bezieht sich diese Angabe bei Kondensatoren auf eine Spieldauer (SD) von 3 Minuten. Bei AB = 20 % ED (Einschaltdauer) kann der Kondensator 36 Sekunden (20 % von 3 Minuten) bei der angegebenen Spannung am Netz bleiben, muss dann aber 144 Sekunden lang spannungsfrei abkühlen.
SD oder Spieldauer ist die Summe aus der Einschaltdauer und der stromlosen Pause.
Im Bild oben hat der Kondensator bei 400V Wechselspannung im Aussetzbetrieb eine relative Einschaltdauer von 10 % bei einer Spieldauer von 2 Stunden. Er kann also 12 Minuten am Netz bleiben und braucht dann eine Abkühlphase von 108 Minuten.
Betriebsarten bei Anlaufkondensatoren
Anlaufkondensatoren sind bauartbedingt nur für den Anlauf gedacht und dürfen nicht dauerhaft an der Netzspannung verbleiben.
Im Bild sehen Sie einen typischen Anlaufkondensator mit 1,7 % Einschaltdauer bei einer Spieldauer von 3 Minuten.
Übersetzt heißt das, dass der Kondensator 20 mal pro Stunde (60 min. / 3 min. SD) für eine Dauer von 3 Sekunden eingeschaltet werden darf (Bei 1,7% ED ergibt sich: 0,017 * 3 * 60 ≈ 3 Sekunden).
Bei einer längeren Einschaltzeit wird der Kondensator überhitzen und zerstört. Bevor Sie also einen vermeintlich defekten Anlaufkondensator tauschen, sollten Sie prüfen, ob die Abschaltung auch wirklich funktioniert.